Weiter denken: Neue Strukturen in der
medizinischen Grundversorgung?
Die von Prof. Lauterbach als Ersatz für hausärztliche
Präsenz beschriebenen "Gesundheits-Kioske" bieten ja im
Original (in Hamburg-Horn) durchaus Lösungen für
Brennpunktstadtteile. Wären hier KV-betriebene MVZ ein
sinnvoller Weg? Welche Rolle könnten in Zukunft z. B.
Community Nurses spielen?
Es steht außer Frage, dass die primärärztliche Versorgung
nicht nur auf dem Land vor großen Herausforderungen steht.
Schon jetzt finden in einigen Stadtteilen Bremens und
Bremerhavens nicht nur Hausärzt:innen keine
Nachfolger:innen mehr. Der Abschied der geburtenstarken
Jahrgänge in die Rente wird die Situation auf jeden Fall
verstärken; die nachfolgende Generation ist häufig nicht
mehr im gleichen Maße zur Selbstausbeutung bereit und
stellt vielleicht auch grundsätzlich andere Anforderungen an
die Rahmenbedingungen guten ärztlichen Arbeitens.
In den Praxen nehmen Tätigkeiten, die mit der eigentlichen
ärztlichen Diagnostik und Therapie wenig zu tun haben,
immer mehr Raum ein. Da ist zum einen die ungeliebte
Bürokratie nebst Praxismanagementaufgaben, aber auch die
Patient:innen fordern uns außerhalb unserer eigentlichen
Kernkompetenzen. Wenn wir hier entlastet werden würden,
bliebe mehr Raum für unsere eigentliche medizinische
Kompetenz und für die Zuwendung zu unseren Patient:innen.
Prof. Lauterbach scheint ja in erster Linie hausärztliche
Leistungen in Apotheken und „Gesundheitskioske“ auslagern
zu wollen, um primärärztliche Leistungen zu ersetzen. Unklar
bleibt, welches Personal mit welcher Qualifikation sie dort
erbringen soll - am Ende werden vermutlich auch hier MFA
aus unseren Praxen abgeworben werden.
Wir werden aber auch neue Strukturen - und neue
Qualifikationen - brauchen!
In den nächsten Jahren sollten wir darüber diskutieren:
•
Welche Einrichtungen in den Stadtteilen können
hausärztliche Praxen wirkungsvoll entlasten?
•
Sind die „Gesundheitsfachkräfte im Quartier“ (und in
Schulen) hier ein guter Ansatz?
•
Wie sollten solche Fachkräfte qualifiziert werden?
Brauchen wir akademische Ausbildungen zur Community
Nurse oder zum Nurse Practitioner wie in den USA?
•
Welche Rolle können primärärztliche MVZ (ggf.
einschließlich grundversorgender Fachärzt:innen) in
Stadtteilen spielen, wo sich nicht genügend Kolleg:innen
niederlassen? Wie sollten sie getragen werden - durch die
KV oder die Kommune (oder Investoren)?
Diese Fragen möchten wir gern mit Ihnen, den
gesundheitspolitisch Verantwortlichen und in den Gremien
der KV diskutieren.